Christoph Lange-Bever berät den Bundestag als Sachverständiger im Ausschuss Digitales

Datenräume zum souveränen und sicheren Austausch von Daten

Presseinformation /

Am 26. Juni 2024 war Dr. Christoph Lange-Bever, Leiter der Abteilung Data Science und Künstliche Intelligenz des Fraunhofer FIT, vom Ausschuss Digitales des Deutschen Bundestags als Sachverständiger eingeladen. In der Sitzung des Ausschusses zum Thema »Innovative Datenpolitik: Potenziale und Herausforderungen« erläuterte er detailliert, welchen Beitrag Datenräume aktuell zum Aufbau einer souveränen europäischen Cloudinfrastruktur leisten können.

Durch die Bereitstellung einer sicheren, effizienten und kostengünstigen Lösung für den Austausch und die Verwaltung sensibler Informationen tragen Datenräume wesentlich zur Optimierung verschiedener Geschäftsprozesse bei und unterstützen die Erforschung und Entwicklung neuer Technologien.

In der Sitzung erklärte Lange-Bever zunächst das grundsätzliche Funktionsprinzip von Datenräumen als dezentrale Dateninfrastrukturen, in denen unterschiedliche Organisationen sicher und vertrauensvoll Daten auf Augenhöhe miteinander austauschen können. Der Ablauf erfolgt in sechs Schritten: Zuerst durchläuft eine Organisation ein Onboarding und erhält eine digitale Identität sowie gegebenenfalls eine Compliance-Prüfung. Dann kann sie in einem Katalog nach Datenangeboten anderer Organisationen suchen. Bevor Daten ausgetauscht werden, prüfen die beteiligten Organisationen gegenseitig ihre Identitäten und Zertifizierungen. Ein digitaler Vertrag wird ausgehandelt, oft automatisch über eine standardisierte Schnittstelle namens Connector. Die Datenübertragung erfolgt ebenfalls über den Connector, wobei die technischen Details je nach Anforderungen abgestimmt werden. Schließlich kann die Einhaltung des Vertrags protokolliert und experimentell auch technisch durchgesetzt werden.

Lange-Bevers Impuls sorgte für eine inhaltlich gute Diskussion zum Thema. Dabei stellte er klar, dass mit Datenräumen ein souveräner Datenaustausch zwischen Organisationen dezentral, sicher und vertrauenswürdig möglich ist, wobei sowohl die Datennutzung als auch der Datenschutz gewährleistet werden. Die Technologie ist teilweise marktreif (etwa in den Leuchtturm-Projekten Catena-X und Mobility Data Space), teilweise im Aufbau (Vertragsmuster-Dienst im Datenraum Kultur) und teilweise noch experimentell (automatische Durchsetzung von Verträgen).

Die Politik muss den Übergang von staatlicher Förderung zu wirtschaftlich selbsttragenden Gemeinschaften planbar gestalten. Unterstützt werden diese Entwicklungen durch den Gaia-X Hub Germany, die International Data Spaces Association (IDSA) und das Data Spaces Support Centre, wobei kleine und mittlere Unternehmen (KMU) teilweise durch Mittelstand-Digital unterstützt werden. Standardisierung gewährleistet die internationale Anschlussfähigkeit. Datenräume machen FAIR-Daten erst richtig auffindbar (findable), zugänglich (accessible), interoperabel und wiederverwendbar (reusable). Allerdings bedarf es für vollständig KI-bereite Ökosysteme (»FAIR« interpretiert als »fully AI ready«) und Vertrauen über Datenräume noch weiterer Forschung.

Das Fraunhofer FIT, insbesondere die Abteilung Data Science und Künstliche Intelligenz, beschäftigt sich unter der Leitung von Christoph Lange-Bever mit der Erforschung, Anpassung und Erweiterung von Daten und Datenräumen in diversen Branchen.

Ein Beispiel ist der Datenraum Kultur, eines von 18 Leuchtturmprojekten der Digitalstrategie der Bundesregierung, der die digitale Vernetzung von Kultureinrichtungen und Kreativwirtschaft unterstützt. Das Fraunhofer FIT koordiniert gemeinsam mit der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) in enger Zusammenarbeit mit der Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg das Gesamtvorhaben. Im Rahmen des Projekts ging im November 2023 ging das Webportal »cdfriedrich.de« zum 250. Geburtstag des Malers Caspar David Friedrich online. Es ist das Ergebnis einer bislang einzigartigen Kooperation zwischen Museen in Hamburg, Berlin und Dresden. Das Webportal wurde federführend von der Hamburger Kunsthalle konzipiert und umgesetzt, die Anbindung der verschiedenen datengebenden Quellen erfolgte mit Datenraum-Technologien des Fraunhofer FIT.

Videoaufzeichnung der Sitzung Ausschuss Digitales des Deutschen Bundestags am 26. Juni 2024: https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2024/kw26-pa-digitales-datenpolitik-1008790

Volltext der Stellungnahme von Dr. Christoph Lange-Bever: https://s.fhg.de/stellungnahme-lange-bever