Vorhang auf für den Datenraum Kultur
Der Datenraum Kultur kann kommen: Kulturstaatsministerin Claudia Roth, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, fördert die erste Projektphase mit 2,6 Millionen Euro. acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, die Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg sowie das Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT sind mit dem Aufbau betraut; weitere Partnerorganisationen sind anwendungsfallbezogen beteiligt. Der Datenraum ist eines von 18 Leuchtturmprojekten der Digitalstrategie der Bundesregierung. Er soll die digitale Vernetzung von Kultureinrichtungen und den souveränen Austausch kulturbezogener Daten ermöglichen. Damit entsteht eine eigenständige Grundlage für digitale Produkte und Angebote für die Kultur.
Mit der Covid-19-Pandemie hat auch die Kultur einen Digitalisierungsschub erlebt. Dabei wurde deutlich: Im Vergleich zu Wirtschaft und Verwaltung stellen sich bei der Transformation im Kultursektor andere Herausforderungen. Hier wird der Datenraum Kultur anknüpfen und weitere digitale Potenziale erschließen. So macht der Datenraum die Kultur auch und gerade in einer vernetzten und digitalen Gesellschaft noch besser zugänglich.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth: »Kultureinrichtungen sind als Orte der Bildung, der Begegnung und der Gemeinschaft essenziell für eine demokratische Gesellschaft – gerade in Krisenzeiten. Damit sie gemeinsam mit ihrem Publikum künftig noch stärker von der Digitalisierung profitieren, fördern wir die Entwicklung des Datenraums Kultur. Dort sollen virtuelle mit realen Angeboten verschmelzen, soll Vernetzung leichter möglich sein. Wichtig dabei ist, dass die Datenhoheit wie auch die Erlöse bei den Kunst- und Kulturschaffenden bleiben und deren geistiges Eigentum respektiert wird.«
Digitale Kulturkalender und gestreamte Veranstaltungen sind längst gängige Praxis in der Kultur. Unterschiedliche Digitalisierungsgrade bremsen jedoch noch immer die Entwicklung innovativer Produkte und Services. Durch den Datenraum entstehen neue und attraktive digitale Angebote, die es den unterschiedlichen Akteursgruppen auch aus der Kultur- und Kreativwirtschaft ermöglichen, sich stärker zu vernetzen. Das Spektrum der Beteiligten reicht von öffentlich geförderten Institutionen wie Museen und Theatern, über die freischaffende Kulturszene, Nutzerinnen und Nutzern, bis hin zur marktwirtschaftlich orientierten Kultur- und Kreativwirtschaft.
In der Startphase sollen anhand von zunächst vier Anwendungen, die jeweils mit weiteren Partnern gemeinsam umgesetzt werden, Machbarkeit, wirtschaftliche Relevanz und Mehrwert des Datenraums Kultur für die Kultur und Kreativwirtschaft belegt werden:
- Gemeinsames Musizieren mit anderen Musikerinnen und Musikern – zu jeder Zeit, an jedem Ort in Deutschland. Unter Federführung des Hamburger Konservatoriums entsteht ein digitaler Marktplatz, der allen Menschen vollkommen neue Wege des Musizierens ebnet: Zunächst können Musiklehrerinnen und -lehrer mit Schülerinnen und Schülern für den Unterricht in Echtzeit digital in Kontakt treten. Später wird die Plattform um vielfältige Angebote ergänzt und zu einer Musikcommunity auf nationaler und internationaler Ebene weiterentwickelt.
- Aus dem vielfältigen Kulturangebot die passende Veranstaltung herauszusuchen, ist oft schwierig. Vernetzte Kulturplattformen können hier Abhilfe schaffen: Sie liefern länderübergreifend personalisierte und situationsangepasste Veranstaltungsinformationen. Für Kulturschaffende reduziert die Vernetzung den redaktionellen Aufwand und bietet überregionale Sichtbarkeit. Der Software Innovation Campus Paderborn der Universität Paderborn und die OstWestfalenLippe GmbH werden dafür exemplarisch die neue Kulturplattform OWL live mit weiteren regionalen Kulturplattformen vernetzen und dabei die Möglichkeiten des Austauschs und der Verknüpfung von Daten bzw. Datenquellen nutzen, um einen Mehrwert für die Nutzerinnen und Nutzer zu schaffen.
- In Deutschland gibt es über 1.000 private wie öffentlich getragene Theater, Orchester, Festivals und Gastspielhäuser – entsprechend groß ist die Anzahl der Spielpläne, Dispositionsdaten und der ortsspezifischen Informationen einzelner Spielstätten (z.B. zur Barrierefreiheit). Diese Daten liegen allerdings nicht in standardisierter Form vor, was Recherche- und Auswertungsmöglichkeiten schmälert. Zusammen mit dem Deutschen Bühnenverein, der Akademie für Theater und Digitalität Dortmund und dem Staatstheater Augsburg sollen Standards für maschinenlesbare Theaterspielpläne entwickelt werden. Damit können effektivere Arbeitsprozesse in den Theatern und maßgeschneiderte Angebote für das Publikum geschaffen werden. Zudem wird eine Vereinfachung der Verarbeitung und des Austausches von Kulturdaten ermöglicht.
- Caspar David Friedrich steht wie kein anderer Maler für die Romantik, seine Werke sind Ikonen ihrer Zeit. Anlässlich des 250. Geburtstages des Künstlers im Jahr 2024 initiiert die Hamburger Kunsthalle in Kooperation mit der Alten Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin und den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden eine digitale Plattform mit multimedialen Angeboten, basierend auf dezentralen Quellen. Das Portal ermöglicht einen Blick auf das Werk Friedrichs, intelligent kuratiert und vielfältig, von Multimedia bis Gigapixel, von Open Access bis Pay-per-View. Die Plattform entsteht im Kontext des gemeinsam veranstalteten Caspar David Friedrich Festivals mit Jubiläumsausstellungen und Veranstaltungen.
Bereits ab Mitte des Jahres 2023 sollen diese Projekte beispielhaft zeigen, dass ein verbessertes, digitales Erleben von Kunst und Kultur über einen Datenraum Kultur möglich ist. Auf diesen Erfahrungen aufbauend wird der Betrieb der digitalen Infrastruktur Datenraum Kultur dann Anfang 2025 breit für die Kultur und die Kreativwirtschaft zur Verfügung stehen. Dabei sollen bestehende Strukturen als Basis dienen und Synergien genutzt werden.
Über den Datenraum Kultur
Der Datenraum Kultur ist ein gemeinsames Projekt von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, der Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg, dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT sowie weiteren anwendungsfallbezogenen Partnern. Der Datenraum Kultur ist eines von 18 Leuchtturmprojekten aus der Digitalstrategie der Bundesregierung und zeichnet sich dadurch aus, dass er Zugänglichkeit und Wiedernutzung von Daten vereinfacht. Leitprinzip ist die Wahrung der Souveränität von Dateneignern, Urhebern und Dienstanbietern, wobei die Daten nicht zentral gespeichert, sondern direkt von Teilnehmendem zu Teilnehmendem übertragen werden. acatech wird dabei die Erfahrungen aus dem erfolgreichen Aufbau des Mobility Data Space miteinbringen. Die Behörde für Kultur und Medien Hamburg übernimmt innerhalb des Projektes die Rolle als Ansprechpartner gegenüber Institutionen auf allen föderalen Ebenen. Das Fraunhofer FIT erfasst hierfür zentrale Anforderungen und Nutzenerwartungen und entwickelt für deren Realisierung angepasste technische Unterstützung für die beteiligten Einrichtungen.
Pressekontakt
Tim Frohwein
Stellv. Leitung Kommunikation, Medien
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