European Connected Factory Platform for Agile Manufacturing - EFPF

Intelligentes Unternehmensnetzwerk und digitale Plattform

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Katharina Bernhard ist die Geschäftsführerin eines großen Möbelherstellers im Rheinland. Vor wenigen Tagen konnte sie einen neuen Großkunden akquirieren: Eine Hotelkette, welche die Möblierung, Einrichtung und Dekoration eines neuen Gebäudes bestellt hat. Normalerweise müsste Frau Bernhard sich jetzt mühevoll mit Service-Partnern im Bereich Lichtinstallation, Textilbeschaffung und Innenarchitektur auseinandersetzen und passende Dienstleister auswählen. Doch seit einigen Wochen ist sie Teil der EFPF Plattform. Dort findet sie innerhalb kürzester Zeit Zulieferer in allen benötigten Bereichen. Frau Bernhard lehnt sich entspannt zurück, denn dank der eFactory Plattform hat sie nicht nur neue Servicepartner gefunden – sie kann in dem kollaborativen, transparenten Netzwerk auch genau sehen, wie die Aktivitäten ihrer Dienstleister vorangehen und schnell agieren und reagieren.

Das Projekt EFPF ist ein intelligentes Unternehmensnetzwerk und gleichzeitig eine digitale Plattform, die verschiedene Stakeholder im Bereich der digitalen Fertigung miteinander verbindet. Die Plattform ermöglicht es ihren Nutzern – zum Beispiel Systemintegratoren und Entwicklern – mit disruptiven Herangehensweisen zu experimentieren und innovative, maßgeschneiderte Lösungen für besondere Problemfälle zu entwickeln.

Das Projekt EFPF besteht aus vier Kernaspekten. Diese sorgen gemeinsam dafür, dass eine Verlinkung zwischen den Stakeholdern ermöglicht wird. Die EFPF Plattform schafft eine Vernetzung von digitalen Produktionsplattformen, intelligenten Werkzeugen und Industrie 4.0 Konzepten, um ein zusammenhängendes und intelligentes Netzwerk der Zukunft zu implementieren. Die komplette Kommunikation über diverse Protokolle und der Datenaustausch, sowohl innerhalb der EFPF Plattform als auch mit den angebundenen Plattformen, wird transparent vom Data Spine übernommen. Der Data Spine verbindet digitale Plattformen, Automations- und Betriebssysteme, CPS, IoT-Objekte und Cloud Services durch einen Datenaustausch-Mechanismus miteinander. Auf der EFPF Plattform befinden sich zudem verschiedene nützliche Werkzeuge im Bereich Smart Factory und Industrie 4.0 von den Projektpartnern. Die verfügbaren Werkzeuge und Services decken den gesamten Kreislauf von Produktions- oder Logistikprozessen ab. Den letzten Teil der EFPF Plattform bildet ein vielseitiges Marktplatz-Framework, welches mehrere plattformbasierte Marktplätze miteinander verbindet.

Drei Pilotprojekte in den Bereichen Luft- und Raumfahrttechnik, Möbelherstellung und Unternehmensnetzwerke in der Kreislaufwirtschaft

Im Rahmen von drei Pilotprojekten wird die Technik der EFPF Plattform getestet und genutzt. Eines davon beschäftigt sich mit ad-hoc-Netzwerken für Anbieter von Luft- und Raumfahrttechnik. Bestimmte Produkte, wie zum Beispiel kommerzielle Flugzeuge, benötigen oftmals sehr spezifische Produktionslösungen, welche von den OEMs (Erstausrüstern) nicht immer geleistet werden können und daher von kleinen, innovativen High-Tech-Firmen bereitgestellt werden. Die entsprechenden Produkte müssen in kürzester Zeit unter enger Zusammenarbeit zwischen den OEMs und KMUs entwickelt und produziert werden. Doch da die einzelnen Parteien häufig geografisch voneinander getrennt sind, brauchen sie Lösungen, um eine kollaborativen Produktion zu vereinfachen. Das Werkzeugset der EFPF Plattform kann die Ausführung eines dezentralisierten ad-hoc Produktionsprozesses unterstützen, Kollaborationen fördern und für die notwendige Sichtbarkeit der stattfindenden Aktivitäten innerhalb des Produktionsnetzwerkes sorgen.

Das zweite Pilotprojekt findet im Bereich Losgröße 1 in der Möbelherstellung statt. Die Vertragskunden der Möbelhersteller im B2B Bereich, wie etwa große Hotelketten, benötigen und fordern einen integrierten Service zur Möblierung und Dekoration ihrer Räumlichkeiten. Dieser wird entweder von einem Drittanbieter übernommen oder muss vom Möbelhersteller selbst geleistet werden. Dieser muss sich in diesem Fall weitere Zulieferer suchen, zum Beispiel für Beleuchtung und Textilien. Hier liegt der Fokus eher auf individualisierten Produkten statt auf Katalogware, weshalb sich der Produktionsprozess verändern muss. Die Produkte werden nur noch in einer bestimmten Stückzahl und für ein bestimmtes Projekt produziert. Durch die EFPF Plattform wird die Suche nach neuen Produktionspartnern, Zulieferern und / oder einzelnen Produkten für die Möbelhersteller enorm vereinfacht.

Im dritten Pilotprojekt geht es um agile Unternehmensnetzwerke in der Kreislaufwirtschaft. Diverse europäische Firmen im Bereich der Fertigung von Produkten sind an diesem Projekt beteiligt. Momentan nutzen diese Firmen traditionelle Kommunikationswege, um die Lieferkette und Geschäftsbeziehungen zu managen. Zentrale Probleme sind hierbei zum Beispiel die Nachvollziehbarkeit der Abfallbeseitigung und der erschwerte Einstieg für neue, innovative Unternehmen in die Branche. Bei diesen Problemen hilft der Einsatz der EFPF Plattform. Mit ihrer Hilfe können in einem bisher eher traditionell geprägten Netzwerk innovative Dienstleistungen angeboten und eine bessere Sichtbarkeit von Prozessen hergestellt werden. Auch für kleine und mittlere Unternehmen ergeben sich durch die EFPF Plattform neue Geschäftsmöglichkeiten und die Chance, Teil des Unternehmensnetzwerks zu werden.

Aufgaben des Fraunhofer FIT

Das Fraunhofer FIT ist der technische Manager des Gesamtprojekts. Darüber hinaus ist das FIT für Design und Implementierung des Data Spine verantwortlich. Durch die langjährige Erfahrung in der nutzerzentrierten Entwicklung von Systemen, führt das FIT Anforderungsanalysen innerhalb der Anwendergruppen durch und dient als Bindeglied zwischen Pilotunternehmen und technischen Partnern. Das Fraunhofer FIT forciert eine agile Arbeitsweise, die zeitnah auf neue Anforderungen reagiert und damit die Effektivität der EFPF Plattform sicherstellt.

Das Projekt wird im Rahmen von Horizon 2020 von der Europäischen Union gefördert.