PICASO ist ein von der Europäischen Kommission im Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 gefördertes Projekt, das die großen Herausforderungen in den europäischen Gesundheitssystemen adressiert, nämlich das Management von Mehrfacherkrankungen, die Koordination in der medizinischen Behandlung auch zwischen verschiedenen Organisationseinheiten und die Anpassung neuer E-Health-Lösungen an vorhandene Behandlungsmodelle und -pläne.
Ziel ist die Entwicklung einer ICT-Plattform zur integrierten Versorgung von Patienten mit chronischen Mehrfacherkrankungen, etwa rheumatische Arthritis oder Parkinson in Kombination mit einer Herz-Kreislauferkrankung. Dazu ist es notwendig, die Zusammenarbeit zwischen allen an der Behandlung Beteiligten zu verbessern. Darin involviert sind Hausärzte, Spezialisten wie Kardiologen, Rheumatologen, Radiologen, medizinisches Fachpersonal wie Physiotherapeuten sowie Patienten und betreuende Angehörige.
Ein weiteres wichtiges Ziel besteht darin, Patienten-Empowerment im Hinblick auf ein eigenverantwortliches Gesundheitsmanagement im Lebensalltag zu stärken.
Ziele
Hauptziele des Projekts:
- Die Erstellung von Behandlungsplänen im integrierten Versorgungsprozess wird unter anderem durch eine verbesserte klinische Entscheidungsunterstützung für Ärzte unterstützt. Die verschiedenen Behandlungspläne einer Patientin oder eines Patienten werden in ein geeignetes maschinenlesbares Format exportiert, das die Voraussetzung für eine systematische Analyse darstellt. Dabei werden Bedingungen, Einschränkungen und mögliche Konflikte aus den Einzelbehandlungsplänen berücksichtigt sowie Modelle zur Bewertung der individuellen Risikofaktoren einbezogen, die den derzeitigen und auch künftig zu erwartenden Gesundheitszustand von Patienten betreffen.
- Rechtskonformer Datenschutz und adäquater Schutz der Privatsphäre aller beteiligten Akteure werden durch Berücksichtigung der 2016 von der EU verabschiedeten »General Data Protection Regulation« (GDPR) sowie der nationalen Gesetzgebungen Italiens und Deutschlands erreicht, wo die Pilottests stattfinden.
- Das PICASO Modell für Datenmanagement und -sicherheit sieht unter anderem ein eigenes System zum Informationsaustausch vor, das Zugriff auf Metadaten in einem gemeinsam nutzbaren »shared memory object space« gewährt. Dort können Informationen eingesehen werden, ohne dass ein Transfer der physikalischen Datensätze erfolgt. Sie verbleiben an ihren geschützten ursprünglichen Speicherorten, etwa einem Krankenhaus als Besitzer bestimmter Daten. Der rollenbasierte Zugriff auf Patientendaten ist stets an die »informierte Zustimmung« der behandelten Person gebunden.
- Patienten-Empowerment, das heißt Stärkung von Eigenverantwortlichkeit und informierter Mitwirkung von Patienten am Behandlungsprozess fördert das PICASO etwa durch Angebot leicht verständlicher Informationen zum Krankheitsbild, Erinnerungsdienste, etwa zur Medikamenteneinnahme, sowie eine integrierte Sicht auf persönlich relevante Gesundheitsparameter. Die integrierte grafische Darstellung umfasst beispielsweise Werte zu Blutdruck oder Herzratenvariabilität aus dem integrierten Home-Monitoring sowie zur Selbsteinschätzung des Schmerzlevels oder des allgemeinen Wohlbefindens zusammen mit der aktuellen Medikation und erfolgt optional im Tages-, Wochen- oder Monatsverlauf. Erweitertes Wissen und das Sichtbarmachen der eigenen Gesundheitswerte stellen wesentliche Schritte zu mehr Selbstbestimmung von Patienten und deren Einbeziehung in Behandlungsentscheidungen dar.
Fraunhofer FIT ist Projektkoordinator und leitet den User Requirements Engineering Prozess. Darüber hinaus wird FIT einen Service entwickeln, der Ärzte dabei unterstützt, klinischen Leitlinien folgend individuelle Behandlungspläne zu erstellen, die mit bereits vorhandenen Einzelbehandlungsplänen abgestimmt sind und eventuelle Konflikte anzeigen.
Pilotstandorte
Die PICASO Plattform wird an zwei Pilotstandorten evaluiert werden, in Deutschland an der Poliklinik für Rheumatologie des Universitätsklinikums Düsseldorf und in Italien an der Universitätsklinik Tor Vergata in Rom. Die Pilotstudie in Düsseldorf konzentriert sich auf an rheumatischer Arthritis erkrankte Menschen, die in Italien fokussiert auf Parkinsonpatienten. Patientengruppen aus beiden Pilotstandorten sind von einer Herz-Kreislauferkrankung als Ko-Morbidität betroffen.
Insgesamt sollen die Pilotstudien als »Proof of Concept« dienen, dass die in PICASO entwickelten Dienste die gemeinsame Nutzung von Patienteninformationen, insbesondere von Behandlungsplänen, ermöglichen und einen ganzheitlicheren Bick auf Patienten mit Mehrfacherkrankungen erlauben, der mögliche Konflikte im Gesamtbehandlungsplan sichtbar macht. Darüber hinaus soll evaluiert werden, welchen Einfluss die PICASO Plattform zur integrierten Versorgung auf die Effektivität des Gesundheitsmanagements hat und welche Akzeptanz die angebotenen Home-Monitoring-Dienste durch Patienten und ihre Angehörigen erfahren.
Konsortium
- Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT (Deutschland)
- CNet Svenska AB (Schweden)
- In-JeT ApS (Dänemark)
- Research Institute Fondazione Inuit Tor Vergata (Italien)
- Technical Universtiy of Kosice (Slowakei)
- Vrije Universiteit Brussel (Belgien)
- University of Rome »Tor Vergata« Hospital (Italien)
- Heinrich-Heine-University Düsseldorf, Universitätsklinik Düsseldorf (Deutschland)